Kiessande und Sande

Abb. 2 Glazifluviale Kiessandablagerungen eines W2-Sanders mit typischer Trogschichtung
Abb. 2 Glazifluviale Kiessandablagerungen eines W2-Sanders mit typischer
Trogschichtung in einem Abbaufeld bei Bäbelin/Zietlitz (Landkreis Rostock)
(Foto: A. Börner, 2009)
Abb. 3 Stark gestörte Kiessandablagerungen in einem Abbaufeld bei Wildkuhl/Röbel
Abb. 3 Stark gestörte Kiessandablagerungen in einem Abbaufeld bei Wildkuhl/Röbel (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte)
(Foto: A. Börner, 2010)
Abb. 4 Schmelzwasserströme einer subglazialen Rinne schufen über 60 m mächtige Kiessandablagerungen
Abb. 4 Schmelzwasserströme einer subglazialen Rinne schufen über 60 m mächtige Kiessandablagerungen, die im Abbaufeld "Hinterste Mühle"bei Neubrandenburg aufgeschlossen sind
(Foto: A. Börner, 2002)

Kiessande und Sande wurden vorherrschend von den Schmelzwässern des abtauenden Inlandeises auf Sandern, in Schmelzwasser-Rinnen und als Oser vor allem während des Weichsel- Glazials abgelagert. Die glazifluvialen Entwässerungssysteme folgten weitgehend den großen Urstromtälern und Abflusssystemen in Becken und Tälern. Kiese und Kiessande wurden großflächig unmittelbar an Gletschertoren der Eisrandlagen abgesetzt. Diese Sander sind vor allem an der Frankfurter Eisrandlage (s. Abb. 1: W1F) und der Pommerschen Eisrandlage (W2) weitflächig verbreitet. Dagegen treten Sander vor der Rosenthaler Staffel (W3R) und der Velgaster Eisrandlage im Nordosten nur untergeordnet auf (s. Abb. 1: W3V). Ungefähr 35-40 % Kiessand- und Sand-Lagerstätten Mecklenburg-Vorpommerns befinden sich an der W2-Eisrandlage und konzentrieren sich hier auf die Gebiete Wismar-Neukloster-Bad Kleinen und Krakow am See-Waren (GRANITZKI & KATZUNG 2004). Aus der nachlassenden Fließgeschwindigkeit der Schmelzwasserströme resultiert eine Abnahme der Korngröße von Kiessand zu Sand (Kiesanteil <10 %). In einem Teil der Lagerstätten werden durch Naßförderung nicht nutzbare abschlämmbare Anteile, humose oder kohlige Partikel reduziert. Als störende Bestandteile für Betonzuschlagstoffe verbleiben aber auch hier kritische Gerölle, wie der Opalsandstein des Eozäns oder verkieselte Kreidesedimente als alkalireaktive Komponenten, sodass bei der Betonherstellung mit speziellen Zementen gemischt werden muss.

Auch die Endmoränen sind stellenweise sandig-kiesig ausgebildet und insbesondere in Satz- und Stauchendmoränen können grobkörnige Kiessande abbauwürdig, zumeist jedoch in komplizierter Lagerung auftreten. Die Vielzahl kleiner und mittelgroßer Sand-Lagerstätten liegt innerhalb größerer Höffigkeitsgebiete. Diese Lagerstätten haben vor allem lokale Bedeutung, denn aus ihnen wird der örtliche Bedarf an Bausand und Füllmaterial abgedeckt. Aus geologischer Sicht sind die Möglichkeiten zur Erweiterung der Vorratsbasis dieser Sande in vielen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns fast unbegrenzt, wobei aber vor allem Restriktionen durch andere konkurierende Flächennutzungen einem Rohstoffabbau entgegenstehen.

In Schmelzwasser-Rinnen treten lokal mächtige Kiessandlagerstätten auf. Im Beispiel der Lagerstätte Neubrandenburg-Hinterste Mühle wurde die Hauptrinne während der Saale-Vereisung im Bereich einer Rinnenstruktur subglazial in einem 2,4 km langen und 0,5 km breiten ESE-WNW verlaufenden Tunneltal geschaffen und mit glaziofluvialen Sanden und Kiessanden gefüllt. In der Weichsel-Glazial wurden an den Rändern dieser Rinne wiederum Kiessande und Sande subglazial abgelagert, wodurch hier eine mehrphasige Akkumulation von über 60 m mächtigen Kiessanden und Sanden erfolgen konnte. Wichtige Kiessandlagerstätten der inglazialen Schmelzwassersysteme sind auch die Oser. Aufgrund ihrer Bedeutung für das glazigen gepägte Landschaft sind sie in Mecklenburg-Vorpommern seit 1998 als Geotope eingestuft und stehen demzufolge für den zukünftigen Abbau nicht mehr zur Verfügung.